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Liegeräder / Liegefahrräder / Liegevelos

Updates

Mi, 30. Januar, 2008: Eine kleine Geschichte des (Liege-)Fahrrades .

Mo, 7. Januar, 2008: Ein paar Informationen über Nabendynamo .

Mo, 3. Dezember, 2007: Erste deutsche Version der Seite, aus der englischen Version übersetzt .

Liegeräder / Liegerad / Liegefahrräder / Liegefahrrad / Liegevelos / Liegevelo / Recumbents / Recumbent

Geschichte

Um Liege(fahr)räder zu verstehen hier eine kurze Geschichte des Fahrrades: Die "Draisine" war ein Laufrad von Karl von Drais um 1817 erfunden, das Hochrad um 1870 hatte noch keine Kette und um genügend Fahrt zu bekommen mit einem Direktantrieb war das Vorderrad demententsprechend gross, die Unfallgefahr des Hochrades war klar ersichtlich. Dann wurde das "Sicherheits-Rad" von J. K. Starley um 1885 erfunden, mit Hilfe einer Kette wurde der Antrieb auf das Hinterrad gelenkt, und beide Räder gleich gross. Interessanterweise wurde das Hochrad zuerst als "gewöhnliches" Rad betrachtet, und das Starley Fahrrad ausdrücklich als "Sicherheits-Rad" benannt.

Laufrad / Draisine von Karl von Drais (1817)
Hochrad (~1870)
John Kemp Starley's Sicherheits(fahr)rad (1885)
Harold Jarvis Langlieger, Patentschriftausschnitt (1901)
Velocar von Charles Mochet (1931)
Ravat Kurzlieger (Vélo Horizontal) (1937)



Manuel Morand mit dem Velocar bei Paris - Vichy (1934)
Unter Liegeradenthusiasten markiert der Velocar der Beginn der Liegefahrradepoche, als Manuel Morand Rennen teilnahm, und dann Francis Faure einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit 45.055km/h fuhr.

Kurz darauf verbannte der Radweltverband UCI die Liegefahrräder und definierte das "Fahrrad" für alle zukünftige Rennen, nämlich die Rahmengeometrie des Starley "Sicherheitsrad" von 1885, und verlangsamte damit auch die Weiterentwicklung des Fahrrades immens.

Mehr zur Geschichte auf Bicycle History und The Real History of the Recumbent Bicycle , beide in englisch.

Moderne Liegefahrräder

Liegeräder (oder auch schweizer-deutsch "Liegevelo" genannt) sind Zweiräder mit einer anderen Rahmengeometrie als das "Sicherheits(fahr)rad" oder "Diamantrahmen" Fahrrad, und dadurch verschiedene Vorteile hat:

  • schneller durch verbesserte Aerodynamik der Körperhaltung (sitzend oder liegend)
  • ergonomischere Körperhaltung:
    • entspanntere Haltung ideal für lange Touren
    • bessere Kraftübertragung auf die Pedalen durch bequeme Sitze
    • keine Hand-, Nacken- oder Rückenschmerzen (bei gewissen Kurzliegern oder Tiefliegern ist eine Nackenstütze hilfreich)
  • sicherer zu fahren, mit dem Langlieger, Sitzhöhe bzw. Fallhöhe kaum 50cm sind, und Kopfüberunfälle praktisch ausgeschlossen sind. Tieflieger sind nicht unbedingt sicherer weil ihre niedrige Sitzposition die Sichtbarkeit von anderen verkleinert, dies speziell im Alltagsgebrauch des Verkehrs

Es gibt einige Nachteile von Liegefahrräder, diese sind

  • höherer Preis,
  • höheres Gewicht, und
  • schwerer Steigungen schnell hochzufahren, weil man nicht aus dem Sattel und mit dem ganzen Körpergewicht in die Pedalen stampfen kann, und auch wegen des meistens höheren Gewichtes des Rades.

Man muss sich umstellen stetig und mit hoher Trittfrequenz eine Steigung zu fahren, und gute Übersetzungsbereich ist Voraussetzung.

Grundtypen

Drei Grundtypen können wie folgt vereinfacht werden:


Langlieger

Kurzlieger

Tieflieger

Langlieger


Langlieger Untenlenker

Langlieger Obenlenker

Harold Jarvis Langlieger, Patentschriftausschnitt (1901)

Dan Henry auf seinem Eigenbau Langlieger (1968)

Dave Wilson mit seinem 'Avatar 2000' (~1976)
Der Langlieger hat seinen Namen durch den langen Rahmen bekommen, die Pedalen sind hinter dem Vorderrad positioniert. Die Lenkung ist relative stabil, enge Kurven sind kaum zu fahren.

Die ersten Langlieger kamen um 1900, zum Beispiel Harold Jarvis US Patent #690,733.

In 1968 Dan Henry auf seinem Eigenbau Langlieger.

Der moderne Typ von Liegefahrrad wurde von David Gordon Wilson , Professor am MIT, in 1976 erfunden, und nannte diese Variante "Avatar 2000", siehe auch dazu sein Patent "Recumbent Bicycle" #4,283,070, eingereicht 1979, und publiziert 1981.

Wilson und Kollegen formten Fomac Inc. und bauten dieses Liegevelo in Serie, und weitere Firmen wie von Dick Ryan bauten dann "Ryan Vanguard ", später dann Radius (Deutschland) und Fateba (Schweiz) adaptierten dieses Model auch.

Ich habe mit diesem Liegerad diese meisten meiner Radferien gemacht (siehe dazu Reisetagebücher), ein Fateba L1 (mit mehr Fotos), 18kg schwer und damals gebraucht gekauft, ein paar Fotos:

Langlieger eignen sich sehr für lange Strecken auf Grund der bequemen Sitzposition und reduziertem Windwinderstand, der nicht optimal ist aber immer noch besser als ein Sicherheitsfahrrad von Starley. Der Langlieger hat in den letzten 10 Jahren stetig an Popularität verloren weil kaum daran weiterentwickelt wurde und modernere Designs von Kurz- bzw. Tieflieger auftauchten, aber als Tourenrad nachwievor zu empfehlen. RANS und Easy Racers bieten populäre Langlieger an die sehr bequem scheinen, jedoch ohne Vollfederung daherkommen, die bei anderen Liegefahrradtypen sonst Standart sind.

Implementierungen

Dave Wilson's Avatar 2000 (späte 1970'er)
Gold Rush von Easy Racers (USA)
Tour Easy von Easy Racers (USA)
Stratus XP Aluminium von RANS (USA)
Slipstream von Longbikes (USA)
T-Long von Turner Recumbents (USA)
Fateba L1 (Schweiz)
Radius C4 Tour (Deutschland)
Avenger von TW-Bents (Taiwan)

Peer Gynt Details

Peer Gynt Detail 1
Peer Gynt Detail 2
Peer Gynt Detail 3
Peer Gynt Detail 4

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Robert Crichton.

Bewertung

Komfort:
Geschwindigkeit:
Verkehrstauglichkeit:
Der Komfort ist ausgezeichnet, viel besser als das "gewöhnliche" Fahrrad, keine Handgelenk-, Nacken- noch Rückenschmerzen mehr, wie erwähnt sehr geeignet für lange Touren. Die Geschwindigkeit ist akzeptabel, etwas besser als das "gewöhnliche" Fahrrad durch verminderten Windwiderstand. Die Verkehrstauglichkeit ist sehr gut, Kopfhöhe auf Autodachhöhe aber trotzdem eine Signalfahne zu empfehlen.

Hersteller


Kurzlieger


Kurzlieger Obenlenker

Kurzlieger Untenlenker

Kurzlieger Frontantrieb

Der Kurzlieger ist benannt durch die kurze Distanz der beiden Rädern. Die Lenkung kann auf verschiedenen Höhen angebracht werden, der Sitz kann aufrecht oder halb liegend positioniert sein. Die Lenkung selbst ist etwas unsteht durch den kurzen Radabstand.


Ravat Kurzlieger (Vélo Horizontal) (1937)

Jack Fried's Kurzlieger, Patentschriftausschnitt (1946)

Einer der ersten Kurzlieger fand ich von Ravat (1937), eine franz. Motorfahrrad Hersteller in St. Etienne, und Jack Fried (1946), US Patent #2,482,472. Der Velocar von Charles Mochet aus dem Jahre 1931 ist zwischen einem Langlieger und einem Kurzlieger angesiedelt.


Frontantrieb von Thomas D. Traylor (1979)
Der Frontantrieb scheint um 1979 das erste Mal implementiert worden, von Thomas D. Traylor der 1982 auch sein Patent #D277,744 einreichte, und 1985 erwarb. Später FlevoBikeUSA.com (nicht mehr operativ) und Cruzbike.com mit Varianten folgten.

Ein paar Fotos der Street Machine GT von HPVelotechnik.com :


Implementierungen

Carbon Aero von Bacchetta (USA)
Barcroft Virginia (USA)
Challenge Hurricane Tour (Holland)
Challenge Hurricane Tour (Holland)
Shock Proof 451 CrMo von M5 (Holland)
Streetmachine GT von HP Velotechnik (Deutschland)
Freerider V1 von Cruzbike (USA & Australien)
Sofrider V1 von Cruzbike (USA & Australien)
Mustang von TW-Bents (Taiwan)

Bewertung

Komfort:
Geschwindigkeit:
Verkehrstauglichkeit:
Der Komfort ist sehr gut, etwas Gewöhnung mit der anderen Sitzposition bzw. Kopfhaltung, falls man Mühe hat hilft eine Kopfstütze. Die Geschwindigkeit ist sehr gut, schneller als der Langlieger weil man fast liegt, und so weniger Windwiderstand hat. Die Verkehrstauglichkeit ist akzeptabel, bei Halt muss man oft aufsitzen ausser man ist gross genug um liegend die Beine auf den Boden zu stellen, was nicht bei allen Modellen möglich ist.

Hersteller

Tieflieger


Tieflieger

Tieflieger Frontantrieb

Der Tieflieger hat seinen Namen durch den tiefen Sitz, die Pedalen sind üblicherweise vor dem Vorderrad. Die Lenkung ist oft sehr eng, die Kette sehr eng auch am Vorderrad entlang was enge Kurvenfahrten kaum möglich machen. Tieflieger sind oftmals für Rennen und Geschwindigkeitsrekorde im Einsatz z.B. 24 Stunden ca. 1000km, oder 1 Stunde 85km/h, 200m oder 1000m mit 130km/h, dann mit einer zusätzlichen Verschalung

Implementierungen

Schönster Tieflieger: Kreuzotter V5 von Walter Zorn (Deutschland)
Warren Beauchamp's Barracuda (USA)
Tom Spollen mit Spollen V1 (USA)
Optima Baron (Holland)
Optima X-Low (Holland)
Optima Cobra (Holland)
Fujin SL II von Challenge Bikes (Holland)
Fujin SL II von Challenge Bikes (Holland)
Jester von Challenge Bikes (Holland)
NME Ultra Lowracer von Challenge Bikes (Holland)
Titanium Low Racer von M5 (Holland)
Carbon Low Racer von M5 (Holland)

NoCom (No Compromise) von Velokraft (Polen)

Bewertung

Komfort:
Geschwindigkeit:
Verkehrstauglichkeit:
Der Komfort scheint gut zu sein, man liegt tief, und die Kopfhaltung kann etwas ungewohnt sein und eine etwaige Kopfstütze noch weiter hilft. Die Geschwindigkeit ist sehr gut, der Windwiderstand ist noch weiter reduziert zum Kurzlieger. Die Verkehrstauglichkeit ist mässig, unbedingt eine Signalfahne nutzen - man ist im Verkehr neben einem Auto kaum noch sichtbar.

Hersteller

und viele andere Hersteller - weiter unten hat einen Link mit "Buyer's Guide" mit einer umfassenden Liste von Herstellern.

Selbstbau Anleitungen

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